Dinslaken. Die Gewalt in Israel erschüttert weltweit und macht fassungslos. Viele Menschen sind in Gedanken bei den Opfern und Angehörigen der Gewalttaten. 43 Christ*innen aus Dinslaken verfolgen die Nachrichten aus dem Land derzeit mit einem ganz besonders flauen Gefühl im Magen, denn eigentlich wären sie zu einer Pilgerreise aufgebrochen und hätten in diesen Tagen am See Genezareth verweilt, bevor sie nach Bethlehem und Jerusalem weitergereist wären. Aber am vergangenen Samstag, dem 7. Oktober, überschlugen sich die schlimmen Nachrichten aus Israel-Palästina, so dass die ökumenische Reisegruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Dinslaken und der katholischen Pfarrgemeinde St. Vincentius am Flughafen Düsseldorf nach dem Einchecken die Entscheidung traf, das schon verladene Gepäck aus der Maschine der LOT Polish Airlines holen zu lassen und die Reise abzubrechen. „Schweren Herzens haben mein katholischer Kollege Pastor Thomas Berger und ich so mit der Gruppe entschieden, nachdem wir vom Reiseveranstalter Ökumene-Reisen informiert wurden, dass der Flughafen Tel Aviv wegen Terrorhandlungen und Luftalarm nicht angeflogen werden kann“, berichtet Pfarrer Armin von Eynern von der Ev. Kirchengemeinde Dinslaken. Es hieß, dass eine Reisegruppe schon im Hotel festsäße und auf den Straßen Kämpfe stattfänden. „Zu dieser Zeit gab es noch keine Warnung des Auswärtigen Amtes, so dass nicht klar war, ob uns die Reisekosten erstattet werden. Dennoch war die Haltung aller Teilnehmer einmütig: kein Risiko eingehen, vermeiden, dass wir in Terrorakte und Kriegshandlungen hineingezogen werden. Im Nachhinein sind wir froh, vor unwägbaren Gefahren gewahrt geblieben zu sein“, erzählt der Pfarrer weiter. Vier ökumenische Gottesdienste in Akko, am See Genezareth, in Bethlehem und Jerusalem waren geplant, dazu Begegnungen mit einer jüdischen Rabbinerin, mit einem israelischen Siedler nahe Hebron und mit dem privaten palästinensischen Friedensprojekt „Tent of Nations“ von Daoud Nassar, der die Gewaltspirale zwischen Juden und Arabern überwinden will. „Wir bedauern sehr, all das nicht erleben zu können. Aber die Hoffnung bleibt, die Reise zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Jetzt aber sind unsere Gedanken bei den Opfern der Terrorakte und den vielen an Leib und Seele Verletzten. Möge ein Flächenbrand verhindert werden und mögen die Stimmen der Vernunft und der Friedenswilligen wieder eine Chance im Heiligen Land erhalten“, so Armin von Eynern.
Auch der Superintendent des Ev. Kirchenkreises Dinslaken, David Bongartz gedenkt der Opfer und bittet zum Friedensgebet: „Fassungslos stehen wir dem Terror gegenüber, der die Menschen in Israel getroffen hat. Wir bitten alle Christinnen und Christen für den Frieden zu beten, gerade weil er in diesen Zeiten so unerreichbar erscheint.“ Zum Beispiel mit einem Gebet, das Miriam Haseleu, Pfarrerin und nebenamtliches Kirchenleitungsmitglied der Ev. Kirche im Rheinland, formuliert hat:
Gebet nach dem Angriff auf Israel
Gott,
du bist der, der da ist,
der Gott Israels, unser Gott.
Wir haben keine Worte für das, was in diesen Tagen in Israel geschieht.
Keine Worte für das Leid, das die Terroristen der Hamas über Tausende Menschen gebracht haben.
Keine Worte für das Unrecht, das Kindern, Frauen, Männern und Familien angetan wurde und wird.
Mit unserem Entsetzen kommen wir zu dir, Gott.
Wir bitten dich:
Breite das Zelt deines Friedens aus über die Menschen in Israel.
Dein Frieden, dein Shalom, ist Schutz und Freiheit.
Breite deinen Frieden aus über die, die um Angehörige bangen und trauern.
Über die Verwundeten und die, die fliehen mussten.
Breite das Zelt deines Friedens aus über die, die noch bedroht werden von Terroristen und Raketen.
Lass die Entführten und Verschleppten schnell befreit werden und nach Hause kommen.
Breite das Zelt deines Friedens aus über die, die unter Gewalt leiden müssen, und lass die Gewalt enden.
Wir bitten dich, Gott:
Breite das Zelt deines Friedens aus über die jüdischen Menschen in Deutschland und in allen Ländern, die in diesen Tagen Angst und Bedrohung ausgesetzt sind.
Gott, wir haben keine Worte, und doch müssen wir welche finden.
Hilf uns dabei, dass wir als evangelische Christinnen und Christen unmissverständlich an der Seite Israels und der jüdischen Gemeinschaften überall in der Welt stehen. Dass wir laut und deutlich eintreten gegen Judenfeindlichkeit und gegen Israelhass. Dass wir sichtbar und hörbar sind in unserer unverbrüchlichen Solidarität mit unseren jüdischen Geschwistern.
Bestärke uns Worte, Stimme und Taten dafür zu finden.
Gott, du bist der, der da ist. Breite das Zelt deines Friedens aus über Israel und über die ganze Welt.
Amen.